isi NEO Preisträger 2025

Gymnasien, Platz 3


Schulart
Gymnasium


Schulname
Gymnasium Christian-Ernestinum Bayreuth


Titel des Konzepts/des Projekts
Forum – das neue innovative Unterrichtsformat für die Klassen 8 – 11


Zusammenfassung

In einem Forum schließen sich zwei Fächer zu einem Tandem zusammen. Im Laufe des Schuljahres wird innerhalb eines Forums zum einen eine Problemstellung fächerübergreifend erarbeitet. Zum anderen wechseln sich die Tandemfächer in gewissen Phasen während des Schuljahres ab, was vertieftes Arbeiten auch in Fächern mit geringerer Stundenzahl ermöglicht und die Dichte von Leistungserhebungen senkt.

Kurzbeschreibung des Konzepts/ des Projekts

Organisatorische Implementierung der Foren in den Jahrgangsstufen 8 mit 11

Aus dem Fächerkanon sind Physik, Chemie sowie alle Fächer ohne große Leistungserhebungen mindestens einmal in einem Jahrgang beteiligt. Dabei arbeiten jeweils zwei Lehrkräfte in ihren Fächern als Tandem zusammen und bilden ein sog. Forum. In jeder Jahrgangsstufe gibt es zwei solcher Foren-Tandems pro Klasse. Jedes Forum agiert unterrichtlich sowohl in einer fächerverbindenden Projektphase als auch in epochalen Unterrichtssequenzen. Sowohl die fächerverbindenden als auch fachbezogenen Inhalte werden ausschließlich in der Schule erarbeitet.


Fächerverbindende Projektphase

Jedes Forum lässt in einer fächerverbindenden Projektphase (Umfang mindestens 3 Wochen) eine Problemstellung durch die Schülerinnen und Schüler multiperspektivisch erarbeiten. Genutzt werden dabei die Stunden beider Fächer.

Epochale Unterrichtssequenzen

In einer solchen Epoche wird z. B. in Monat 1 in den Stunden des Faches A und des Faches B ausschließlich Fach A unterrichtet, gesteuert über Materialien zum selbstorganisierten Lernen, so dass die Lehrkraft des Faches A nicht zwingend anwesend sein muss, sondern die Lehrkraft des Faches B in den Stunden von Fach B die Arbeitsphase der Schülerinnen und Schüler begleitet. In Monat 2 erfolgt dann ein Wechsel im Sinne des soeben beschriebenen Systems. Diese Vorgehensweise ermöglicht die Umsetzung des Konzepts ohne Eingriff in den bestehenden Stunden- und Vertretungsplan.

Somit haben auch die „kleineren“ Fächer temporär ähnliche Möglichkeiten einer fachlichen Vertiefung wie die „großen“ Fächer, weil sie für einen gewissen Zeitraum faktisch über die gleiche Stundenausstattung verfügen.


Beispiele für fächerverbindende Einheiten

  • Physik/Biologie (8. Klassen): Das Auge aus Sicht der Optik und des Nervensystems
  • Chemie/Physik, nur NTG (8. Klassen): Bau eines Energiesparhauses mit moderner Energieversorgung
  • Geschichte/Kunst (9. Klassen): Leben im Nationalsozialismus mit regionalem Bezug
  • Geschichte/PuG (10. Klassen): Vergleich der politischen Systeme der Weimarer Republik, der DDR und der BRD
  • WR/Geschichte (11. Klassen): Einwanderungsland Deutschland
  • Katholische und evangelische Religion / Ethik: ein größeres, fächerverbindendes Projekt pro Schuljahr (z. B. 8. Klasse: Umweltethik; 10. Klasse: Extremismus und Religion)

Zielsetzung/ Ziele

Übergeordnetes Ziel

Der Fokus liegt auf der Stärkung der in den ersten Ebenen des Lehrplans angesprochenen Kompetenzziele, insbesondere der Sozial-, Methoden- und Selbstkompetenz.

 

Zielgruppen

Beteiligt werden alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 mit 11.

 

Ziele in der fächerverbindenden Projektphase

Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die Förderung des mehrdimensionalen und multiperspektivischen Lernens zu der Erkenntnis gelangen, dass sich die Welt nicht in Schulfächer kategorisieren lässt. Befördert wird dieses Ziel durch die synchrone und vertiefte Beschäftigung mit Problemstellungen aus dem Blickwinkel zweier Tandemfächer, wobei das selbstorganisierte Lernen einen zentralen Stellenwert erhält. Gleichzeitig erfolgt eine Stärkung authentischer sowie alternativer Leistungserhebungen, da sich aufgrund dieser Sichtweise auf die Welt neue Denkansätze für die Überarbeitung tradierter Formen der Leistungsmessung genuin ergeben.

 

Ziele in den epochalen Unterrichtsphasen

Durch die Stärkung jeweils eines Tandemfaches entsteht ein vertiefter Fokus auf fachspezifische Themenstellungen. Dabei erfolgt eine zweitweise Reduktion der Anzahl an Fächern und Leistungserhebungen, wobei gleichzeitig die in den Stundentafeln ausgewiesene Verteilung beibehalten wird. Zudem entwickeln sich als kleine Leistungsnachweise alternative (auch digitale) Bewertungsformate, die sowohl die Prozess- als auch die Produktbewertung in den Blick nehmen, auch unter Einbeziehung der Möglichkeiten der KI.

Einbettung in Schulentwicklungsprozess

Die Implementierung der Foren erfolgte in einem breit angelegten Entwicklungsprozess ab dem Schuljahr 2023/24, in dem der Fokus der Schulentwicklung auf der Unterrichtsentwicklung lag.

Im Herbst 2023 eröffneten kollegiale Gesprächsrunden vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen den Prozess. Thematisiert wurden dabei die Tiefenstrukturen des Unterrichts, Feedback-Prozesse, die kognitive Aktivierung, das Classroom-Management sowie die Modellierung von Leistungsnachweisen. Ergänzt wurde dieser Prozess im November 2023 durch die Zukunftswerkstatt BNE, bei der sich als ein Ziel der Wunsch nach fächerverbindendem Unterricht herauskristallisierte. In einem Think Tank unter Beteiligung von etwa der Hälfte der Kolleginnen und Kollegen aller Fächer wurde die Ausgestaltung verfeinert, so dass im 2. Halbjahr des Schuljahres 2023/24 die Modellphase beginnen konnte. In den Monaten März – Juni 2024 schloss sich die Planungsphase für das Schuljahr 2024/25 unter Einbeziehung der Steuergruppe, der Modell-Tandems sowie der Fachschaftsleitungen aller beteiligten Fächer an. Nach der Anfang Juli 2024 erfolgten endgültigen Festlegung der Lehrkräfte in der Unterrichtsverteilung wurde die Detailplanung der Tandems unternommen, so dass im September 2024 das Rollout begann. Im Sinne einer lernenden Konzeptionierung fand im Januar 2025 ein Treffen aller Tandem-Lehrer, der Steuergruppe sowie der Schulleitung statt, um das Konzept zu evaluieren und im Hinblick auf das neue Schuljahr an einigen Stellen zu justieren.

Praxistipps zur Umsetzung / Voraussetzungen

Voraussetzung

  • Unabhängig von weiteren organisatorischen Voraussetzung ist als Minimalvariante ein Start mit zwei Fächern in einer Klasse möglich, die eine fächerverbindende Problemstellung bearbeiten und sich epochal abwechseln.

Praxistipp

  • Die Durchführung eines Forums mit zwei Fächern mit geringer Stundenausstattung wird der Zielsetzung des Gesamtkonzepts am besten gerecht.
  • Für eine schulweite Durchführung ist eine rechtzeitige Planung der Unterrichtsverteilung sowie des Stunden- und Raumplans hilfreich.
  • Eine Archivierung der Ausgestaltung der Foren durch die einzelnen Tandems kann die Arbeitsbelastung für das folgende Schuljahr deutlich reduzieren.

Materialien

Informationen zur Schule

Stiftung Bildungspakt Bayern

Geschäftsstelle:
c/o Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Jungfernturmstraße 1
80333 München

Tel.: 089 2186-2091
Fax: 089 2186-2833
> E-Mail