isi NEO Preisträger 2025
Gymnasien, Platz 2

Schulart
Gymnasium
Schulname
Comenius-Gymnasium Deggendorf
Titel des Konzepts/des Projekts
Lernbegleitung und Lerncoaching als grundlegender Baustein für eine begabungsförderliche Schulentwicklung
Zusammenfassung
Wir haben Strukturen geschaffen, mit denen wir unsere Schülerinnen und Schüler beim Lernen gut begleiten können. Besonders gut gelingt dies mit unseren verschiedenen Coaching- und Mentoringangeboten, die auch Peer-to-Peer-Varianten umfassen. Statt auf Defizit- und Fehlerorientierung, fokussieren wir uns auf die Stärken der Kinder, suchen gemeinsam mit ihnen nach Lösungen und helfen dabei, dass sie ihre Ressourcen erkennen lernen und bewusst darauf zurückgreifen können.
Kurzbeschreibung des Konzepts/ des Projekts
Mit dem Projekt „Karg Campus Schule Bayern“ startete das Comenius-Gymnasium Deggendorf 2015 seinen Weg zu einer begabungsförderlichen Schule im Sinne der Personorientierung (n. A. Hackl und G. Weigand). Bei dieser umfangreichen Qualifizierungsmaßnahme wurde immer wieder die besondere Bedeutung von Lernbegleitung, Mentoring und Coaching für die Förderung von begabten und hochbegabten Kindern herausgestellt. Nach einer Einarbeitungsphase starteten erste Probekonzepte die ergaben, dass davon alle Schülerinnen und Schüler profitieren können, nicht nur Begabte. Mit dem Konzept „Lerncoaching in allen 5. Klassen“ wurden das Intensivierungsstundenbudget der 5. Klassen und das Budget für die Gestaltung des Übertritts von Jahrgangsstufe 4 auf 5 genutzt, um neben Lernen lernen, Teambuilding und fachlicher Intensivierung auch noch anlasslose Coachinggespräche für alle Kinder anbieten zu können. In jeder Klasse gibt es ein Coaching-Team mit drei Lehrkräften, sodass die Kinder ihren Coach wählen können. Jedes Kind wird mit seinen individuellen Bedürfnissen in der 5. Klasse dort abgeholt, wo es gerade steht.
Die Mitglieder des damals neugegründeten Kompetenzzentrums für Begabungs- und Begabtenförderung Niederbayern unterstützten den Prozess mit:
- Entwicklung des Konzepts
- Erstellung eines Handbuchs für das Kollegium
- Organisation von Fortbildungen mit namhaften Lerncoaching-Referenten (z. B. Hanna Hardeland und Torsten Nicolaisen)
Inzwischen gibt es am Comenius-Gymnasium Deggendorf über 20 ausgebildete Lerncoaches und ein vielfältiges Coachingangebot. So können sich alle Schülerinnen und Schüler ab der 6. Klasse freiwillig für individuelles Coaching bei einer Lehrkraft ihrer Wahl anmelden. Zusätzlich gibt es in der Oberstufe das Abiturcoaching mit vielfältigen Impulsen zum Lernen in der Oberstufe und zur noch besseren Vorbereitung auf das Abitur.
Auch „Peer to Peer“-Angebote sind ein elementarer Bestandteil. Neben dem Nachhilfeprogramm „GhK – Groß hilft Klein“ bei dem zwei Kolleginnen sich darum kümmern, dass ältere an jüngere Schülerinnen und Schüler als „Nachhilfelehrer“ vermittelt werden, gibt es auch noch „filemo – Finde deinen Lernmentor“. Hier organisiert die Schule zusammen mit einem externen Partner eine Ausbildung für ältere Schülerinnen und Schüler zum Lernmentor. Dabei erfahren die Teilnehmenden mehr über ihr eigenes Lernverhalten und ihre Lernstrategien. Zudem erfahren sie, wie sie dieses Wissen an jüngere Schülerinnen und Schüler weitergeben können. Während bei GhK die fachliche Wissensvermittlung im Mittelpunkt steht, ist es bei filemo vor allem das implizite Wissen über das eigene Lernen, das weitergegeben wird. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf kognitiven, aber auch auf metakognitiven Lern- und Stützstrategien.
Zielsetzung/ Ziele
Potenziale entfalten – Bildung gerecht gestalten
Ziel unserer schulischen Lernbegleitung ist es, Bildungsgerechtigkeit durch personorientierte Förderung und systematisch verankertes Lerncoaching zu stärken. Im Zentrum steht das selbstgesteuerte und selbstregulierte Lernen – unterstützt durch individuelles Coaching, Peer-to-Peer-Mentoring und weitere resilienzfördernde Maßnahmen. Jedes Kind wird dort abgeholt, wo es steht und begleitet – nicht defizit-, sondern ressourcenorientiert, um selbst die Autorschaft des Lernens übernehmen zu können. So fördern wir Selbstwirksamkeit und stärken die metakognitiven Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler über den „klassischen Unterricht“ hinaus. Lerncoaching – als Haltung und Struktur – wird so zu einem zentralen Element zukunftsfähiger Schulentwicklung.
Einbettung in Schulentwicklungsprozess
Im Anschluss an die externe Evaluation wurde 2017/18 bei der Bilanzierungskonferenz das Ziel „Verbesserung der Schülerorientierung im Unterricht“ gewählt. Die Etablierung von Lerncoachings in allen 5. Klassen sowie die Entwicklung von Coachingangeboten in allen Jahrgangsstufen wurden als Teilziel benannt. Seitdem ist dies ein fester Bestandteil unseres Schulentwicklungsprogramms. Künftig soll die Schülerorientierung durch Lern- und Arbeitsbüros zur besseren individuellen Förderung von leistungsschwachen und gleichzeitig auch leistungsstarken Schülerinnen und Schülern erweitert werden und eine Ausrichtung des Unterrichts in Richtung selbstorganisiertes und selbstreguliertes Lernen erfolgen.
Das Projekt diFF (diagnosebasiertes, individualisiertes Fordern und Fördern, Uni Münster), ausgehend von der LemaS-Initiative, soll einen festen Platz in den Begabtenklassen bekommen, wodurch nachhaltige Kompetenzen beim selbstregulierten, forschenden Lernen entwickelt und sichergestellt werden können. Anschließend ist geplant, dieses Konzept Schritt für Schritt auch auf den Unterricht in den Regelklassen auszuweiten und in ein Gesamtkonzept für selbstreguliertes Lernen am Comenius-Gymnasium Deggendorf münden zu lassen.
Derzeit entsteht zudem ein Konzept, wie neurodivergente Kinder mit Inklusionsbedarf im Sinne einer inklusiven Begabungs- und Begabtenförderung gewinnbringend gefördert werden können. Auch die Kooperation zwischen Elternhaus und Schule wird in den Blick genommen und neben Elterninformationsabenden zum „Lernen lernen“, soll es künftig auch Elterntrainings und -coachings im Sinne von „Gemeinsam stark starten“ geben.
Zum einen trägt die Coachingausbildung, mit dem damit verbundenen schülerzentrierten, ressourcen- und lösungsorientierten Blick, zu einer Veränderung der Haltung der Lehrpersonen bei. Zum anderen sind aber auch die schulischen Strukturen, in denen es feste Zeitfenster geben muss, in denen der einzelne Schüler, die einzelne Schülerin mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen darf, für ein erfolgreiches Umsetzen des Konzepts grundlegend.
Praxistipps zur Umsetzung / Voraussetzungen
Lerncoaching wirksam einführen – Praxistipps aus dem Comenius-Gymnasium Deggendorf
1. Erste Konzeptideen sammeln: Starten Sie mit einer kleinen Gruppe interessierter Lehrkräfte, die sich mit der Idee des Lerncoachings vertraut machen und erste Umsetzungsmöglichkeiten für die eigene Schule diskutieren. Nutzen Sie Fachliteratur (z. B. Hardeland/Nicolaisen/Grolimund) und Best-Practice-Beispiele (z.B. Gymnasium Achern, Comenius-Gymnasium Deggendorf) als Grundlage.
2. Mandat der Schulleitung sichern: Stellen Sie der Schulleitung das Konzept vor – fokussieren Sie auf Nutzen für Schulentwicklung, Bildungsgerechtigkeit, individuelle Förderung, das einzelne Kind inkl. Eltern. Ein klares Mandat ist zentrale Voraussetzung.
3. Mitstreiter gewinnen: Bilden Sie ein engagiertes Kernteam, das das Projekt gemeinsam trägt und erste Planungsaufgaben übernimmt.
4. Kollegium einbinden: Präsentieren Sie die Vision im Kollegium, holen Sie Rückmeldungen ein und erzeugen Sie ein erstes Commitment für den Schulentwicklungsprozess.
5. Basisfortbildungen organisieren: Schaffen Sie Fortbildungsangebote mit erfahrenen Referenten/Referentinnen (z. B. Hardeland, Nicolaisen, ALP Dillingen, Lerncoaching Referentennetzwerk Niederbayern), um Grundlagen des Lerncoachings und Gesprächsführung zu vermitteln.
6. Strukturen schaffen: Definieren Sie Zeitfenster im Stundenplan, nutzen Sie z. B. Intensivierungsstunden. Stellen Sie Räume, Materialien (Leitfäden, Tools) sowie transparente Abläufe bereit.
7. Pilotierung: Erproben Sie das Konzept mit zwei Klassen und Coaches aus dem Kernteam. Reflektieren und justieren Sie regelmäßig.
8. Interne Fortbildung: Bieten Sie schulinterne Fortbildungen an, um das Know-how zu verbreitern und neue Kolleginnen und Kollegen einzubinden.
9. Kommunikation und Werbung: Informieren Sie Eltern und Schüler über Ziele und Nutzen. Nutzen Sie Elternabende, Flyer oder Schulhomepage zur aktiven Bewerbung.
Evaluation nicht vergessen: Befragen Sie regelmäßig Schülerschaft, Coaches und Eltern. Nur so kann das Konzept bedarfsgerecht weiterentwickelt werden.
Materialien
Elternbriefe und Anmeldeformulare:
Pitch des Konzepts vom 26.06.2025 während der isi NEO-Tagung
Informationen zur Schule
Stiftung Bildungspakt Bayern
Geschäftsstelle:
c/o Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Jungfernturmstraße 1
80333 München
Tel.: 089 2186-2091
Fax: 089 2186-2833
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